CSI - Einstiegskonzept: Neue Türöffnung für PKW
Das Ein- und Aussteigen in den PKW ist nur ein kurzer Moment im Benutzungsvorgang eines Automobils. Es dauert in der Regel nur wenige Sekunden und ist als körperlicher Schwebezustand zwischen dem Stehen und dem Sitzen meist keiner von großer körperlicher Souveränität. In der aktuellen automobilen Entwicklung steht neben alternativen Antriebskonzepten und dem autonomen Fahren vornehmlich das Kommunikationsverhältnis zwischen Fahrer und Fahrzeug im Fokus des allgemeinen Interesses.
Auf Automobilmessen der letzten Zeit, wie auch in den vergangenen Jahrzehnten, tauchen in periodischen Abständen auffallend viele Studien auf, die mit spektakulär öffnenden Dreh-, Schwenk-, Schiebe- und Flügeltüren dem Thema Einstieg großes Gewicht beimessen.
Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass bei diesen Konzepten neben dem Hinguckereffekt vor allem eines auf den Messen erreicht werden soll: der Innenraum des sich drehenden Automobils bleibt so möglichst lange ungestört im Blickfeld des Betrachters. Eine ernsthafte Auseinandersetzung zur Ablösung des klassischen Türkonzeptes wird dabei selten angestrebt, es bleibt oft bei Messestudien. Dabei ist das Thema Einstieg vor dem Hintergrund des autonomen Fahrens von steigendem Interesse.
Während Autos größer und breiter werden, wachsen Parkflächen auf Plätzen und in Parkhäusern nicht im selben Maße mit. Einige der vorgestellten Konzepte taugen unter diesem Aspekt wenig, weil sie nicht raumsparend umgesetzt sind und eindeutig den Showeffekt und nicht den Alltagsnutzen adressieren. Flügeltüren sind nach oben hin raumgreifend und sprengen meist den in einer Garage zur Verfügung stehenden Kopfraum. Klassische und heute dominant verbreitete Fahrzeugtüren müssen vor dem Hintergrund der Veränderung der Mobilität hinterfragt werden, auch weil sich ihr Bauraum durch Sicherheitsanforderungen, den Einbau zusätzlicher Komponenten und Opulenz der Türverkleidungen vergrößert hat. Der zur Verfügung stehende Bewegungsraum wird dadurch nochmals kleiner.
Konzepte, die auf einer Schiebe- oder Schwenk-Schiebelösung basieren, sind hierzu eine denkbare und realistische Alternative. BUSSE Design + Engineering und CSI entwicklungstechnik als innovationsorientierte Entwicklungspartner favorisieren diesen Ansatz und entwickeln eine praxisorientierte, konzeptionell und fertigungsorientiert sauber umsetzbare Lösung für die Einbindung einer neuartigen Türmechanik in die Karosseriestruktur bestehender Fahrzeugkonzepte.
**Die Schiebetür - ein alter Hut?
**Die Schiebetür an sich ist nicht neu. Vornehmlich im hinteren Türbereich eingesetzt, taucht sie bei vielen Vans der vergangenen Jahre und besonders klassisch bei den meisten Generationen des VW Bully auf, wo sie sich auch akustisch durch ihr markantes Laufgeräusch in der Erinnerung vieler Menschen einprägt. Der vornehmliche Einsatz im hinteren Fahrzeugbereich ist ebenso auf die Tatsache zurückzuführen, dass in der Regel der hintere Teil der Tür in einer außen liegenden Führungsschiene läuft, die für das ästhetische Design der Karosserie nachteilig ist. Die Anforderungen an ein stimmiges Exterieur-Design verbieten häufig den Einsatz von derartigen Türkonzepten bei Limousinen und vergleichbaren Fahrzeugkonzepten.
**Die Lösung im Detail
**Die kreative Leistung von BUSSE und CSI entwicklungstechnik besteht darin, das Einstiegskonzept bis hin zu Auswirkungen auf die Tragstruktur inklusive Dach und B-Säule grundlegend zu hinterfragen. Ziel ist es eine anspruchsvolle neue Lösung anzubieten, die dennoch technisch einfach und kostentechnisch darstellbar ist.
Gemeinsam mit CSI entwicklungstechnik – Engineering-Dienstleister der Automobilbranche für Rohkarosserie, Interieur-, Exterieur und Projektmanagement – gestalte das traditionsreiche Design- und Produktentwicklungsbüro BUSSE Design+Engineering eine neue Türmechanik, die den Einstiegsbereich möglichst groß und ungestört von mechanischen Komponenten hält.
Deshalb setzt unser Konzept auf die Kombination einer in der Karosseriestruktur verankerten Säule als Kernbauelement, die eine parallel zur Fahrzeugflanke ausschwenkbare Laufschiene trägt, auf welcher der restliche Verfahrweg der Tür verläuft.
Um den Einstiegsbereich groß zu halten, wird das Kernbauelement der Türaufhängung zwischen Vorderrad und vorderem Türausschnitt am Kotflügel platziert. Dieser Bereich ist im Package in der Regel am ehesten verfügbar und in ihm lässt sich die Türaufhängung sowohl statisch, als auch geometrisch effektiv integrieren. Ähnlich an der hinteren Tür: hier befindet sich das Kernbauelement hinter dem Türausschnitt im Bereich vor und über dem Hinterrad.
Ziel ist es alle vier Aufhängungen weitgehend baugleich zu gestalten und mittels individueller Knotenelemente in die Gegebenheiten der OEM-Karosserie einzubinden. Unterstützt werden können diese Zentralgelenke bei Bedarf durch zusätzliche Führungen an den oberen und unteren Türkanten.
Eine Besonderheit des Konzeptes ist die Möglichkeit, auch einen Teil des Daches in den sich öffnenden Bereich der Karosserie einzubeziehen. Dies geschieht entweder über eine zusätzliche Hebefunktion oder schlicht über die Positionierung der Öffnungskontur oberhalb der Frontscheibe respektive der Heckklappe. Damit lässt sich der Bewegungsablauf beim Zustieg eines Fahrzeugs weiter gezielt verbessern. Passagiere können die Oberkörper früh und ohne Akrobatik in das Fahrzeuginnere bewegen.
Unser Konzept zeigt, dass trotz verlagerter Türtrennkontur, ein Fahrzeug künftiger Generation mit diesem Türkonzept nicht zwangsläufig anders als heute aussehen muss.
Diese Lösung eröffnet Automobil-Designern darüber hinaus weitere gestalterische Möglichkeiten. Mit dieser Türöffnung können sie den Vorgang des Ein- und Ausstiegs neu gewichten und damit im Automobildesign einen nutzerzentrierten und neuen, aus der Funktion ableitbaren, Impuls geben.
Wir sehen in der gezielten und serienfähigen Weiterentwicklung zentraler Mensch- Maschine-Schnittstellen aus Sicht der Nutzer einen wesentlichen Aspekt moderner Mobilitätskonzepte.
Den kompletten Artikel stellen wir Ihnen hierauch als PDF zur Verfügung.